Welche deutschen Unternehmen profitieren vom Corona Lockdown?

Aufgrund der Pandemie und vor allem aufgrund der ergriffenen Maßnahmen, hat sich unser Alltag stark verändert. Besonders wirtschaftlich wirkt sich diese Krise katastrophal aus. Vor allem Gastronomien sind stark davon betroffen. Viele Bars und Restaurants müssen schließen. Kein Kino. Keine Konzerte. Kleinere Betriebe müssen schließen, da entweder keine Aufträge kommen oder aufgrund von positiven Corona-Tests kein Betrieb im Allgemeinen möglich ist. Dann muss der positiv getestete Mitarbeiter oder Mitarbeiterin mitsamt Familie in Quarantäne.

Und da ein Unglück selten alleine kommt, muss auch noch der Rest der Belegschaft zusammen mit ihren Familien in Quarantäne. Im letzten Jahr meldeten viele Firmen und Selbstständige Insolvenz an. 2021 fing mit einem weiteren Lockdown im Januar an, der bis März reichte. Kurz: Diese Krise ist schlecht fürs Geschäft. Aber in jeder Krise steckt auch eine Chance! Aber wer gedeiht denn unter solchen Umständen?

Nicht allen geht es schlecht

Nicht alle schreiben dieses Jahr rote Zahlen, oder raufen sich frustriert die Haare. Wenn man sich die Börse ansieht, findet man einige, die anscheinend Gewinn machen. Der DAX -also der Deutsche Aktienindex- zeigt den Wert der Aktien vieler Aktiengesellschaften in Deutschland an. Einige von den dort gelisteten Unternehmen, wie zum Beispiel Volkswagen AG, erzielen saftige Gewinne. Natürlich hat jede Krise ihre Gewinner und Verlierer. Die Corona-Pandemie ist dabei keine Ausnahme. Vor allem größere Unternehmen erzielen große Gewinne. Aber auf der anderen Seite gibt es viele Verlierer. Insbesondere kleine Betriebe und Selbstständige.

Dies kommt oft daher, dass die von Verbrauchern gestellte Nachfrage sich verschoben hat. Zum Beispiel machen Online-Händler wie Amazon riesige Umsätze. Der weltgrößte Online-Händler aus dem USA schätzt seine Gewinne auf über 100 Milliarden Dollar ein. Kaum verwunderlich, da wir unsere Einkäufe vermehrt online tätigen, da wir in der schwierigen Zeit, die uns das Virus beschert selten die Geschäfte aufsuchen können. Aber zurück nach Deutschland. Auch hier gibt es welche, die in der Krise profitiert haben. Alleine seit Januar stiegen die Börsenkurse von Unternehmen wie VW, Daimler, Porsche und BMW stark an. Die Autobauer profitieren auffällig gut in der Krise. Dies kann daran liegen, dass sie ihre eigenen Impfstrategien umsetzen wollen.

Aber auch Banken, wie die Deutsche Bank legen seit Januar zu. Aber auch
Versicherungsgesellschaften wie Allianz und die Münchener Rückversicherungsgesellschaft verzeichnen seit Januar einen Anstieg ihrer Aktienkurse.

Doch wer sind die Sieger jetzt genau und wo kommen sie her?

Konzerne und Aktienkurse

Die Gewinner der Pandemie sind vor allem an der Börse notierte Konzerne. Ihr Aktienkurs kann darüber Aufschluss geben, wie es ihnen in den letzten drei Monaten ergangen ist. Hier in Deutschland ist es, wie zuvor gesagt, der DAX. Um ihn zu verstehen, braucht es oft Know-How im Bereich der Finanzen. Daher kommt hier ein kleiner Umriss des Deutschen Aktienindex:

Der DAX wurde am 1. Mai 1988 eingeführt und zeigt seitdem einen Teil der deutschen
Wirtschaftskraft. Es zeigt den Aktienkurs – also den monetären Wert – eines dort gelisteten Unternehmens an. Firmen, die nicht an die Börse gehen, werden dort nicht angezeigt. Daher wird auch nicht die ganze deutsche Wirtschaft abgebildet. Wenn eine Firma eigene Anteile als Aktien an einer Börse zum Handel anbietet, kann sich theoretische Jeder an dieser Firma beteiligen. Er kauft Aktien und ist damit ein Aktionär.

Das Geld was der Aktionär für die Aktie bezahlt, geht an das jeweilige Unternehmen. Viele sprechen auch von Investieren. Warum investieren? Als Aktionär wird man an den jährlichen Gewinnen beteiligt, je nach dem wie viele Anteile man hat. Die Börse spricht hier von Gewinnausschüttung oder Dividende. Viele sprechen auch davon ihr Geld anzulegen. Für viele ist es durchaus verlockend, ihr Geld in eine Firma zu stecken, die erfolgreich ist.

Aber Vorsicht! Sollte der Kurs der Firma fallen, sinkt auch der Wert der Aktien, die gekauft wurden.
Habt ihr vorher 500 Euro investiert, sind es nach einem gefallenen Kurs zum Beispiel nur noch 450
Euro. Der Wert einer Aktie kann bei einem wachsenden Kurs aber auch ansteigen: So hat man anstatt 500 Euro auf einmal 600 Euro. Es ist beinahe ein Glücksspiel. Daher bevorzugen die meisten Anleger stabile Kurse, da diese auf langer Sicht als sicherer gelten. Zumindest so lange, bis eine Katastrophe wie eine Wirtschaftskrise wie im Jahr 2008 oder wie das Covid-19-Virus.

Der DAX ist in mehren Gruppen eingeteilt. Es ist ein Ranking, welche die Unternehmen nach Aktienwert sortiert. Zweimal im Jahr können Unternehmen je nach Performance aufrücken oder abrutschen. Dabei gibt es drei zusammenhängende Rankings und ein separates Ranking.

  • DAX: Die Top 30 des Rankings werden einfach nur unter DAX zusammengefasst
  • MDAX: Die nächstgrößten 50 Unternehmen werden hier gelistet
  • SDAX: Die nächstgrößten 50 Unternehmen werden hier gelistet
  • TEC-DAX: Hier werden nur Technologie-Unternehmen nochmal separat gelistet. Man findet sie auch in den vorherigen Rankings

Wie in jedem Sektor, gibt es auch hier lustig klingende Bezeichnungen. Die Top 30 werden im Jargon einfach Blue Chips genannt. Wer da an Poker oder einem Namen für Musikband denkt, hat diesen
Begriff so noch nicht gehört. Man kann sich dies wie einen begehrten Club vorstellen, dessen
Gästeliste sich nur zweimal im Jahr ändert.

Der MDAX hat eher einen kapitalorientierten Spitznamen: Mid Caps. Das steht für Middle Capitals – das kann man grob auch als Mittelkapital verstehen. Gemeint sind einfach Kapitalgemeinschaften, die in der Mitte des Rankings angesiedelt sind. Genauso ergeht es dem SDAX: Small Caps. Hier gilt dasselbe wie bei den Mid Caps.

Die Einteilung macht durchaus Sinn: Würden sich alle 130 gelisteten Unternehmen auf einer Liste befinden, verliert man wortwörtlich den Überblick.

Die Gewinner der Pandemie

Hier kommen die Sieger. Und zwar die, die seit Januar besonders gut fahren. Um deren Erfolg bildlich darzustellen, verwenden wir hier eine sogenannte Chart-Darstellung, die auch von der Börse genutzt wird. Die grünen Prozentzahlen zeigen an, um wie viel Prozent die Aktie an Wert gewonnen hat. Insgesamt lassen sich die Sieger auf acht Bundesländer und drei Stadtstaaten eingrenzen:

  1.  Bayern
  2. Nordrhein-Westfalen
  3. Hessen
  4. Baden-Württemberg
  5. Niedersachsen
  6. Rheinland-Pfalz
  7. Thüringen
  8. Schleswig-Holstein

Dann kommen noch die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg hinzu.

Bayern

Bayern lässt sich zurecht als wirtschaftlich erfolgreichstes Bundesland bezeichnen. Deren Politik begünstigt große Konzerne wie kein zweites. Daher ist es wenig verwunderlich, dass viele Gewinner dieser Krise ihren Hauptsitz in Bayern haben. Automobilhersteller BMW und der TechnologieKonzern Siemens sind hier beheimatet. Aber auch Versicherungsgesellschaften wie Allianz und
Münchner Rückversicherungsgesellschaft können steigende Kurse verbuchen. Es sollte auch keine Überraschung sein, dass ProsiebenSAT1 Media einen großartigen Kurs feiern kann. Was soll man daheim denn sonst machen, außer vor dem Bildschirm zu hocken.
Wie man hier in den Tabellen sehen kann, sind diese Unternehmen trotz der Krise erfolgreich. Die
Bayern spielen nicht nur in der Bundesliga ganz weit vorne mit. Auch ein Gigant, der auf Gas- und
Prozessanlagen spezialisiert ist, befindet sich hier. Dabei ist sein Name so unscheinbar: Linde.

Quelle: Finanzen.net

Nordrhein-Westfalen

Wirtschaftlich erfolgreich trotz Pandemie ist auch Nordrhein-Westfalen. Oder kurz: NRW. Das Ruhrgebiet war schon lange ein Wirtschaftliches Powerhouse. Daher ist es keine Überraschung, dass auch hier erfolgreiche Aktiengesellschaften angesiedelt sind. Als bevölkerungsreichstes Bundesland müssen sie sicher mit vielen Herausforderungen kämpfen. Mit der Deutschen Post, die in dieser Pandemie mehr zu tun hat denn je. Oder der Pharmakonzern Bayer, dessen medizinische Produkte gerade jetzt besonders gefragt sein müssten.

Quelle: Finanzen.net

Hessen

Auch die Hessener brauchen sich nicht zu verstecken. Die DAX-Unternehmen aus Zentraldeutschland haben trotz der Krise profitiert. Die Deutsche Bank sowie die Deutsche Börse sind hier fest verankert. In Frankfurt liegt das schlagende Herz der deutschen Finanzwelt. Aber auch das TechnologieUnternehmen Software verzeichnet einen guten Kurs.

Quelle: Finanzen.net

Baden-Württemberg

Hier kommt ein weiteres Powerhouse aus dem Süden. Im Gegensatz zum Nachbar Bayern sind hier einige Top-Unternehmen beheimatet. Die Hersteller von Mercedes und Porsche! Weltweit lassen sich viele Wohlhabende gerne mit diesen geschmeidigen und doch PS-starken Karossen sehen. Auch Designer-Konzern Hugo Boss hat hier seinen Sitz. Und eine weitere globale Größe: HeidelbergCement gehört zu den weltweit größten Baustoffherstellern.

Quelle: Finanzen.net

Niedersachsen

In Niedersachsen machen Unternehmen wie Volkswagen sehr große Gewinne. Vor allem der
Wolfsburger Autobauer fährt trotz des historischen Abgasskandals einen steigenden Kurs. Auch die Tatsache, dass VW ein Fertigungs-Werk in der Uiguren-Region in China mit direktem Anschluss zu den Umerziehungslagern unterhält, scheint niemanden zu stören.

Quelle: Finanzen.net

Rheinland-Pfalz

Auch Rheinland-Pfalz mischt mit. Als Hauptsitz von Chemie-Giganten BASF, welches beinahe alle Branchen weltweit beliefert und seit drei Monaten kräftig aufholt. Ironischerweise ist Rheinland-Pfalz eines der waldreichsten Bundesländer Deutschlands.

Quelle: Finanzen.net

 

Thüringen

In Thüringen gab es nur ein Unternehmen, was richtig zulangte. Und das ist der in Jena beheimatete
Medizintechnikhersteller Carl Zeiss Meditec. In der selben Stadt ist auch die berühmte FriedrichSchiller-Universität. Es ist eine auf Medizintechnik spezialisierte Tochtergesellschaft des ZEISSKonzerns.

Quelle: Finanzen.net

Schleswig-Holstein

Aus dem hohen Norden kommt freenet als erfolgreiches Unternehmen. Die freenet Group agiert hauptsächlich über das Internet. Und da währende des Lockdowns die meisten Leute daheimblieben, ist freenets Stunde wohl gekommen.

Quelle: Finanzen.net

Berlin

Direkt aus unserer Bundeshauptstadt kommt HelloFresh. Lieferant für sogenannte Kochboxen, die vorbereitete Zutaten mit einem Rezept enthalten und direkt den Kunden nach Hause liefern. Kein Wunder also, dass sie trotz der Pandemie erfolgreich sind. Man könnte sogar behaupten, dass sie gerade wegen der Pandemie so erfolgreich sind.

Bremen

Aus Bremen kommt der Konzert-Experte Eventim. Normalerweise verdienen sie ihr Geld mit LiveVeranstaltungen und Tickets. Angesichts der Tatsache, dass es seit einem Jahr keine Konzerte mehr gab, ist es ziemlich verwunderlich, dass CTS Eventim so zulangt.

Quelle: Finanzen.net

Hamburg

Aus dem Hamburger Hafen kommt TAG Immobilien. Der Kiez ist leider dicht, aber der Immobilienhandel blüht.

Der Kurs vieler Unternehmen ist während der Krise stark gefallen und damit auch der Aktienpreis. Dies haben dann viele Anleger als Chance gesehen und dann Aktien gekauft. Über 2020 hinweg hat sich der DAX auch gut erholt.

Quelle: Finanzen.net

In jeder Krise steckt eine Chance

Covid-19 hatte die deutsche Wirtschaft zweifelsohne stark gebeutelt. Zahllose berufliche, aber auch soziale Existenzen sind wegen des Lockdowns zerbrochen. Zuvor waren Unternehmen sichtbar, die nach dem DAX in den letzten drei Monaten einen guten Kurs gefahren sind. Es sind die wenigen Gewinner einer Krise, die viele Verlierer zurücklassen wird. Wie sich die Wirtschaft von nun an entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Jeder wird erst einmal froh sein, dass die Pandemie vorüber sein wird und das Leben wieder seinen normalen Lauf nehmen kann.

Wie heißt es so schön? In jeder Krise steckt eine Chance. Durch Corona wurden die Karten neu gemischt und einige haben ein besseres Blatt auf ihrer Hand als andere. Einige müssen sich nach neuer Arbeit umsehen. Andere wiederum ihr Leben neu aufbauen. Es ist schwer vorherzusagen, was für Chancen sich bieten werden. Aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es sie gibt.