Dauerhaftes Arbeiten im Home Office? Warum nicht!?
Alles wieder auf Null? Das Coronavirus hat dazu geführt, dass Firmen ihre Mitarbeiter gleich reihenweise ins Home Office geschickt haben. Die zunehmenden Lockerungen hinsichtlich der Pandemie sorgten wiederum dafür, dass die Präsenz in den Büros der Unternehmen wieder nach oben schnellte. Doch was ist nun richtig? Wie viel Home Office verträgt ein Unternehmen und vertragen auch seine Mitarbeiter? Und lässt sich das Rad überhaupt noch komplett zurückdrehen oder muss man das Home Office nicht viel mehr als ein Modell der Gegenwart betrachten?
Wirkung von Home Office auf Mitarbeiter
Die folgenden Zeilen sollen ein wenig Aufschluss darüber geben, wie sinnvoll das sogenannte Remote Work sein kann und dass der nun einmal vollzogene Wandel in der Unternehmenskultur ein positives Signal ist, dass die Arbeit im heimischen Büro mindestens so produktiv sein kann wie die Tätigkeit in den Räumlichkeiten des Unternehmens.
Dass sich die erzwungene Flexibilität im Arbeitsleben positiv auf die Mitarbeiter ausgewirkt hat, haben die vergangenen Wochen und Monate gezeigt. Diese haben das verstärkte Vertrauen des Arbeitgebers und ihre eigene, größere Autonomie längst zu schätzen gelernt.
Kein Wunder also, dass etliche Arbeitnehmer hoffen, dass die neuen Arbeitsmodelle auch nach der Krise weiter Bestand haben. In einer Umfrage wünschten sich beinahe 40 Prozent der Befragten die flexiblen Modelle, bei denen sie zwischen Büro und Home Office wechseln können. Ähnlich hoch lag die Quote hinsichtlich der Überzeugung, dass sich flexible Arbeitsmodelle und Fernarbeit künftig in einer insgesamt digitaleren Unternehmenskultur niederschlagen werden.
Dies darf für Arbeitgeber ohne Zweifel als wichtiger Fingerzeig verstanden werden. Denn die vergangenen Monate haben beweisen, dass Mitarbeiter ihre Aufgaben auch am Heimarbeitsplatz zuverlässig erfüllen und keine kollektive Bequemlichkeit einsetzt.
Es wäre also durchaus als Vertrauensbruch zu verstehen, wenn Unternehmen nun hingingen, ihre Belegschaft gleich reihenweise wieder ins Büro zurück zu beordern. Und schließlich werben viele Arbeitgeber ja auch um hochqualifizierte Mitarbeiter, in dem sie das flexible Arbeiten als attraktives Aushängeschild präsentieren.
Erhöhte Produktivität im Home Office
Zwei weitere Aspekte, die unmittelbar miteinander verknüpft sind, betreffen die örtlichen Gegebenheiten in den Firmenbüros. Denn zum einen hat das Coronavirus dafür gesorgt, dass die allgemeinen Hygiene-Vorgaben die Räumlichkeiten in den Unternehmen verändert haben, in denen Tische auseinander gerückt wurden und die Zahl der Anwesenden in einem Raum beschränkt wurden, was zur Folge hatte, dass nicht mehr alle Mitarbeiter gleichzeitig in einem Büro arbeiten durften.
Und zum anderen hat eine Umfrage ergeben, dass ein Großteil der Befragten der Auffassung ist, dass sie im Home Office eine höhere Produktivität erreichen, weil es dort deutlich ruhiger zugeht als in einem Großraumbüro und sich somit auch die Konzentration, vor allem bei komplexeren Aufgaben, erhöht.
Allerdings: Produktivität lässt sich nur erzielen, wenn auch die technologische Ausstattung der Mitarbeiter stimmt.
Hier sehen viele Arbeitnehmer noch einen erheblichen Nachholbedarf bei den Unternehmen. Werden diese Lücken geschlossen, dann steht das Home Office der Arbeit im betrieblichen Büro in nichts nach. Beinahe zwei Drittel der Arbeitnehmer favorisieren das hybride Modell. Das Büro der Zukunft ist für sie in erster Linie persönlichen Treffen mit Kollegen und Kunden vorbehalten. Meetings und kreative Team-Aufgaben werden dann dort abgehalten beziehungsweise gelöst. Anspruchsvolle Aufträge werden hingegen in den eigenen vier Wänden bewältigt.
Vorteile des Home Office
Es sind aber nicht nur die Arbeitnehmer, die von der vermehrten Arbeit im Home Office profitieren. Auch für den Arbeitgeber ergeben sich nicht zu vernachlässigende Vorteile. Zum Beispiel wären die Unternehmen beim Recruiting von Fachkräften weniger auf die Region festgelegt. Wer seine Mitarbeiter in größerem Umfang im Home Office arbeiten lässt, kann auf einen deutlich größeren Talent-Pool zugreifen.
Denn mit der geeigneten Technologie ausgestattet, arbeiten diese Remote-Mitarbeiter aus der Ferne mit ihren Kollegen genauso effektiv zusammen, als säßen sie mit ihnen in einem Büro.
Und schließlich wären da noch Vorteile, die womöglich erst auf den zweiten Blick erkannt werden.
Stichwort Umwelt: Weniger Emissionen durch weniger Pendler sind ein Fakt, der nicht wegzudiskutieren ist. Tägliche Fahrten mit dem Auto oder dem Öffentlichen Nahverkehr belasten die Umwelt. Steigt ein Arbeitnehmer nur noch zwei von fünf Arbeitstagen ins Auto, sinkt die Belastung bereits um 20 Prozent pro Woche. Selbst ein einziger Tag im Zeitraum von zwei Wochen, bringt eine Ersparnis von fünf Prozent.
Stichwort Toleranz und Freiheit: es mag belanglos klingen, aber nicht jeder Arbeitnehmer fühlt sich im betrieblichen Büro wohl. Das mag am Schamgefühl für den eigenen Körper oder auch am eingeengten Gefühl durch Kleidervorschriften liegen. Im Home Office existieren diese Klippen nicht und so fördert das Home Office das Selbstbewusstsein und Glücksgefühl des Mitarbeiters. Das Eigenheim bietet mehr Komfort, wenn es entsprechend eingerichtet ist.
Stichwort Effektivität: Kaffeeplausch mit Kollegen oder unnötige Botengänge, die viel Zeit kosten – im Home Office entfallen diese Ablenkungen. Im Gegenzug steigt die Arbeitsleistung, sobald sich die Prozesse etabliert und der Arbeitsplatz eingerichtet ist.
Fazit
Dezentrales Arbeiten bietet allen Beteiligten viele Vorteile. Das bedeutet nicht, dass nun alle Mitarbeiter eines Unternehmens ins Home Office geschickt werden müssen. Und vor allem müssen die Firmen dies nicht dauerhaft tun. Aber gerade an Tagen, die ausschließlich administrative und digitale Aufgaben vorsehen, sollte das Home Office nicht nur eine überlegenswerte Variante sein, sondern sogar zur Normalität werden. Und dies auch über die Corona-Krise hinaus. Berücksichtigt man nun noch, dass viele Unternehmen als Reaktion auf die Pandemie nicht unerheblich in digitale Infrastruktur und neue Kommunikationstechnologie investiert haben, macht es wenig Sinn, diese Neuorganisation der Arbeit nun wieder vollständig rückgängig zu machen.