Das sogenannte Home Office war bis vor kurzem noch ein Tabu Thema bei vielen deutschen Arbeitgebern. Zu groß sei das Risiko, dass Arbeitnehmer ihre Freiheit ausnutzen könnten und ihrer Arbeit auf zeitlicher Ebene nicht nachkommen. Auch an Disziplin könnte es den Angestellten mangeln, warten doch zuhause vielerlei Ablenkungen auf einen.
Doch spätestens im Jahr 2020 erkannten auch die traditionellen Unternehmen mit Präsenzkultur die Vorteile des Arbeitens von Zuhause. Die Coronakrise zwang die Mitarbeiter heraus aus den räumlich engen Großraumbüros, hinein in einen neu gewonnen Freiraum im Home Office. Die Gefahr einer viralen Ansteckung und die Angst vor einer unternehmensweiten Ausbreitung der Pandemie COVID-19 bewegte die Arbeitgeber letztlich zum Entschluss, die Mitarbeiter in das Home Office zu versetzen.
Die Vorteile des Arbeitens von Zuhause
Sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Arbeitgeber bringt das Remote Working eine Vielzahl an Vorteilen mit sich.
Pendelzeit und Arbeitsweg
Viele Pendler kennen die Problematik: die Bahn hat mal wieder Verspätung oder fällt gar aus und die Straßen sind voll und es staut sich. Rund 22% der Deutschen benötigen zwischen 30 und 60 Minuten je Fahrtweg von ihrem Zuhause bis zur Arbeit. Das Pendeln allein nimmt pro Tag aufsummiert also rund eine bis zwei Stunden Zeit in Anspruch. Wertvolle Zeit, die viel angemessener in die Arbeit oder auch in die eigene Freizeit einfließen könnte.
Weniger Ablenkungen
Während im Großraumbüro immer mal wieder Telefone klingeln, Türen geöffnet und geschlossen werden, Kollegen sich miteinander unterhalten oder lautstark telefonieren, hat man die Geräuschkulisse im Home Office selbst in der Hand und kann so für eine angemessene Atmosphäre sorgen. Eine unweigerliche Folge ist also eine Steigerung der Konzentration und Produktivität.
Gesundheitsbewusstsein im Home Office: unsere Tipps
Neben der vielen Vorteile, die das Arbeiten im Home Office mit sich bringt, gibt es dennoch auch einige Aspekte, die der Arbeitnehmer unbedingt beachten sollte. Am wichtigsten ist dabei die eigene Gesundheit, die niemals außer Acht geworden lassen sollte.
Aus diesem Grund möchten wir Dir im nachfolgenden Artikel gern die folgenden Tipps an die Hand geben, die Dir und Deiner Gesundheit das Arbeiten von Zuhause enorm erleichtern werden.
1. Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes
Mit dem Stichpunkt „Gesunderhaltung am Arbeitsplatz“ geht auch das Schlagwort „Ergonomie am Arbeitsplatz“ unweigerlich einher.
Das Ziel der Ergonomie ist es, die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsabläufe einer jeden arbeitenden Personen so zu optimieren, dass sie bestmögliche Arbeitsergebnisse erzielen kann. Ein besonders wichtiger Aspekt der Ergonomie ist die Benutzerfreundlichkeit, um dem Anwender auch auf langfristige Sicht keine gesundheitlichen Schäden durch das Ausüben seiner Tätigkeit zuzufügen.
2. Der Schreibtisch
Der Schreibtisch macht den zugleich wohl wichtigsten, als auch den am meisten genutzten Teil des ergonomischen Arbeitsplatzes aus.
Da sich die Arbeitsumgebung an den jeweiligen Nutzer anpassen sollte und nicht umgekehrt, wurden die modernen, höhenverstellbaren Schreibtische entwickelt. Sie bieten ihrem Anwender die Möglichkeit, auch im Stehen zu arbeiten, indem die Tischplatte automatisiert oder aber manuell per Kurbel hochgefahren werden kann. Der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen ermöglicht die Aufrichtung der Wirbelsäule und hält den Rücken des Nutzers fit.
Somit werden Rückenschäden und etwaige Beschwerden schon präventiv vorgebeugt und der Anwender bleibt rückentechnisch gesund.
Das ist jedoch nicht der einzige Vorteil eines höhenverstellbaren Schreibtisches. Durch mehr Bewegung wird die Hirnleistung angeregt und die Konzentrationsfähigkeit erhöht. Experten sprechen von rund 20% mehr Hirnleistung durch regelmäßiges Variieren zwischen Sitzen und Stehen.
Für eine optimale Auswahl des geeigneten Schreibtisches, solltest Du Dich an den folgenden Richtlinien orientieren:
- Die Tischplatte misst mindestens 160cm in der Breite, sowie 80cm in der Tiefe
- Die Füße verfügen über eine freie Bewegungsmöglichkeit unterhalb des Tisches
- Die Höhenverstellbarkeit entspricht Deiner Körpergröße
Gern präsentieren wir Dir zur Hilfe bei der Auswahl Deines ergonomischen Schreibtisches unsere Favoriten.
3. Der Bürostuhl
Ein mindestens genauso wichtiger Faktor wie der Schreibtisch ist außerdem der Bürostuhl. Trotz der Option eines höhenverstellbaren Schreibtisches verbringen wir die meiste Zeit unseres Arbeitstages in sitzender Positur.
Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass der Bürostuhl individuell auf die Bedürfnisse seines Anwenders angepasst werden kann. Natürlich sollte der Stuhl in seiner Höhe und in der Rückenlehne verstellbar sein. Aber sitzt Du ergonomisch wirklich korrekt? Willst Du wissen, wie Du deinen Bürostuhl individuell anpassen kannst, dann achte auf folgenden Aspekte:
- Die Beine sind um 90 Grad angewinkelt
- Die Fußsohlen stehen mühelos und gerade auf dem Boden
- Die Oberschenkel befinden sich in waagerechter Lage
- Die Kniekehlen befinden sich bei Anlehnung an die Rückenlehne ein Stück weit hinter der Sitzflächenkante
- Die Sitzfläche des Stuhls ist rund 40 bis 50cm breit
Der Schreibtischstuhl sollte stets die natürliche Bewegung der Wirbelsäule zulassen und unterstützen. Ist dies nicht der Fall oder treffen oben genannte Punkte bei Dir nicht zu, so solltest Du die Einstellung deines Bürostuhls dringend überprüfen, um Deine Körperhaltung zu korrigieren und zu optimieren.
4. Der Bildschirm
Achte bei der Auswahl Deines PC Monitors zunächst auf eine hinreichende Größe. Studien belegen nämlich, dass Mitarbeiter mit einem 24 Zoll Monitor (oder zwei Monitoren nebeneinander) um bis zu 52% schneller und effektiver arbeiten können als solche mit einem 18 Zoll Bildschirm.
Empfehlenswert ist es auch, wenn der Monitor über einen schwenk- und höhenverstellbaren Fuß verfügt, um ihn optimal auf Dich und Deine Augen zu justieren. Beachte dabei: die Bildschirmoberkante sollte sich minimal unterhalb Deiner Augenhöhe befinden. Du willst testen, ob das bereits der Fall ist? Halte Deine Handfläche horizontal direkt unter Deine Augen. Nun solltest Du die Oberkante des Monitors sehen – das garantiert Dir die richtig eingestellte Höhe.
Die Bildschirmhelligkeit sollte entsprechend der räumlichen Gegebenheiten eingestellt sein, sodass der Bildschirm Dich nicht blendet.
5. Das Arbeitszimmer
Natürlich solltest Du Dich in Deinem eigenen Arbeitszimmer wohl fühlen, um möglichst produktiv arbeiten zu können. Schließlich verbringst Du einen Großteil Deines Tages an diesem Ort. Wähle die Einrichtung Deines Arbeitsplatzes also gemäß Deines Geschmacks.
Es ist außerdem ratsam, den Arbeitsplatz vom restlichen häuslichen Geschehen zu trennen, um jegliche Ablenkungen bestmöglich zu vermeiden.
Für ein ergonomisches Arbeiten werden rund zehn Quadratmeter Fläche pro Arbeitsplatz empfohlen. Bei der Auswahl des geeigneten Arbeitszimmers sollte stets die Geräuschkulisse des Raumes in Betracht gezogen werden. Hier gilt: je lauter die Umgebung, desto geringer die eigene Produktivität. Ein Zimmer mit Ausrichtung zur viel befahrenen Autobahn ist also logischerweise weniger empfehlenswert als das Zimmer mit ruhigem Ausblick in den Garten.
Die Räumlichkeiten sollten nicht über 22 Grad Temperatur hinausragen, weshalb auch die Lichtverhältnisse des Raumes unter keinen Umständen außer Acht gelassen werden sollten. Der Raum sollte über eine natürliche Lichtquelle – ein Fenster – verfügen und auch regelmäßig gelüftet werden. Raumpflanzen sorgen für ein wohltuendes Klima und eine angenehme Atmosphäre.
6. Bewegung am Arbeitsplatz
Genau wie im unternehmerischen Büro auch, sollte sich auch der Home Office Mitarbeiter regelmäßig bewegen. Dadurch wird nicht nur die Gehirntätigkeit angeregt, sondern auch körperlichen Beschwerden vorgebeugt. Denn: „Wer lange in einem Büro arbeitet, setzt sich einem erheblichen Risiko aus. Langes Sitzen ist sogar lebensgefährlich. Was albern klingt, haben mehrere Studien belegt.“– Tina Groll (Zeit Online-Redakteurin)
Rund ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland ist auf Rücken- und Nackenschmerzen zurückzuführen und jeder zweite Deutsche leidet mindestens gelegentlich unter Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule – eine massive Zahl, die drastisch reduziert werden sollte. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, jedoch nimmt ein Punkt einen sehr großen Anteil ein: die minimale Bewegung, bei zu langem und inkorrekten Sitzen. Wir sitzen nämlich häufig zu weit nach vorn gebeugt, was eine Krümmung der Wirbelsäule und Verspannungen bis hin zu tief sitzenden Blockaden mit sich bringt.
Hieraus ergibt sich also, dass ein ergonomischer Arbeitsplatz von außerordentlicher Wichtigkeit ist, um die Körperhaltung auch langfristig zu korrigieren.
Doch auch bei absolut korrekt eingestelltem Büroinventar, sollte die eigene Bewegung nicht außer Acht gelassen werden. Aus diesem Grund möchten wir Dir gerne einige Tipps aufzeigen, die Dich und Deine Wirbelsäule fit und mobil halten werden.
- Stehe regelmäßig auf und wechsle zwischen sitzender und stehender Tätigkeit – nutze dazu einen höhenverstellbaren Schreibtisch.
- Richte Deinen Arbeitsplatz dynamisch ein, sodass Du Dich bewegen musst, um Dir beispielsweise ein Glas Wasser zu holen oder Deinen Kaffee zuzubereiten.
- Telefoniere doch mal im Stehen oder gehe dabei durch Dein Arbeitszimmer – Du wirst merken, Deine Gespräche werden konstruktiver.
- Nutze Deine Mittagspause für einen kleinen Spaziergang.
- Stelle Dir eine Erinnerung in Deinem Kalender ein, die Dich an mehr Bewegung erinnert. Nutze dazu gern folgende Beispiel Übungen:
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- Kurzes Schultern hochziehen und oben halten, gefolgt von langsamer Entspannung
- Im Sitzen: ziehe deine Beine hoch, halte sie kurz dort und setze sie langsam wieder ab
- Im Sitzen: ziehe die Zehenspitzen hoch, halte sie dort und entspanne sie allmählich wieder
- Lasse deine Schulterblätter kreisen
- Greife im Stehen abwechselnd nach deinen Schienbeinen und ziehe sie an deinen Bauch
7. Was erhöhte Bewegung am Arbeitsplatz alles bewirken kann
Wie bereits oben erwähnt, nimmt einerseits die Gehirntätigkeit zu und die Wirbelsäule wird mobilisiert. Das ist jedoch noch lange nicht alles:
- Das Gehirn wird besser durchblutet, Du wirst wacher sein und weniger schnell ermüden
- Die Konzentrationsfähigkeit nimmt zu
- Bewegung beugt Rückenschmerzen vor
- Bewegung setzt Endorphine frei und wirken sich positiv auf Dein Allgemeinbefinden und Deine Laune aus (tatsächlich sinkt sogar das Risiko einer Depression signifikant)
- Weniger Krankheitstage durch erhöhte körperliche Fitness
8. Ergonomie im Home Office aus Sicht des Arbeitgebers
Wie zuvor bereits erwähnt, bringt das Home Office Konzept auch Arbeitgebern Vorteile. Viele Mitarbeiter beispielsweise sind durch den Wegfall des Arbeitsweges motivierter und konzentrierter bei ihrer Arbeit. Auch Kosten können eingespart werden, da weniger Bürofläche benötigt wird, wenn Mitarbeiter von Zuhause arbeiten können.
Doch was ist der Vorteil für den Arbeitgeber, wenn er für einen ergonomischen Heimarbeitsplatz seines Mitarbeiters Sorge trägt?
Ganz einfach: die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens nimmt zu. Die Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt, da der Arbeitgeber etwas für seine Mitarbeiter tut und sich um die Gesundheit derer sorgt. Die Arbeitnehmer werden dies zu schätzen wissen und ein Verlassen des Unternehmens überdenken. Hat der Mitarbeiter außerdem durch die gesunderhaltende Arbeitsausstattung keine Rückenbeschwerden, so fallen diese als Grund zur Arbeitsunfähigkeit natürlich weg. Eine Folge sind weniger Arbeitsunfähigkeitstage innerhalb des Unternehmens mit einer zunehmenden Produktivität.
Fazit
Wir sollten die Problematik der zunehmenden Rückenbeschwerden ernst nehmen und dem bestmöglich vorbeugen. Nutze die Möglichkeit eines ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatzes und tue Deiner Wirbelsäule etwas Gutes mit der ergonomisch korrekten Einstellung deines Schreibtisches und deines Bürostuhls. Du wirst merken, dass Du langfristig fitter und motivierter in den Tag starten kannst und dein Home Office zur enormen Steigerung Deiner Produktivität beitragen wird.
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