Digitalisierungsausgaben pro Schüler nach Bundesland

Für jede Nation stellt das Bildungswesen den Grundstein für dessen zukünftigen Wohlstand dar. Damit die Wirtschaft sich auch in Zukunft auf fähigen Nachwuchs verlassen kann, muss in die Bildung selbstredend investiert werden. Jedoch ist Bildung nicht nur wirtschaftlich wichtig, sondern auch sozial. Sie schafft und erhält auch eine gewisse Chancengleichheit der Bürger. So kann man immer von einem geteilten Bildungsstandard ausgehen.

Das deutsche Bildungssystem steht heute vor einer Herausforderung: Digitalisierung. In vielen Berufen ist der geübte Umgang mit einem Computer eine Voraussetzung. Die Beherrschung von Programmen wie Microsoft Word, Powerpoint, Excel bis hin zu Adobe Photoshop und WordPress taucht vermehrt im Wunschkatalog der Arbeitgeber auf.

Jedoch fehlt es in vielen Schulen an technischer Ausrüstung und noch wichtiger: geschultem Personal. Die Schülerschaft muss vernünftig im Umgang mit den digitalen Medien unterrichtet werden. Im globalen Vergleich nimmt Deutschland den drittletzten Platz im internationalen Ranking ein. Richtig, Deutschlands schneidet in der Digitalisierung seines Bildungssystems unglaublich schlecht ab. Für die Automobil-Nation, dem Land der Dichter und Denker, ein Armutszeugnis.

Der Digitalpakt

Seit dem 17.05.2019 gilt der Digitalpakt von Bund und Ländern. Demnach stellt der Bund bis 2024 Fünf Milliarden Euro für die digitale Aufrüstung der öffentlichen Schulen zur Verfügung. Dieser sollen über die landeseigenen Förderprogramme an die Schulen verteilt werden. Die Schulen müssen im Gegenzug einen Plan vorlegen, wie sie die Digitalisierung ihrer Bildungsanstalten vorantreiben wollen. Bei Bewilligung werden 90% der Kosten vom Bund übernommen.

Aufgrund unterschiedlicher Größe und Einwohnerzahlen rechnen die Bundesländer ihre Bildungsausgaben nicht als Gesamtsumme ab. Stattdessen werden die Kosten pro Schülerin oder Schüler gerechnet. Da sieht man wie viel Geld das jeweilige Bundesland jährlich pro Schüler investiert.

Seit 1995 rechnet das Statistische Bundesamt jährlich die Bildungsausgaben der Länder ab. Um das zu tun, benutzen sie die Finanzstatistik der öffentlichen Haushalte für den Aufgabenbereich Schule und Schulverwaltung. Hinter diesen langen Begriff steckt schlicht und ergreifend folgendes: Hier werden die Kosten aufgelistet, welche zeigen, worin die Steuergelder des jeweiligen Bundeslandes fließen. Oder in diesem Fall: In welche Bereiche der Schulbildung.

Bestenliste – Wer investiert am meisten in die Bildung?

Wer investiert nun am meisten in die Schulbildung unserer Kinder? Welches Bundesland gibt am meisten Geld für Lehrkräfte, Schulen und die Digitalisierung aus? In der folgenden Bestenliste findet ihr sie. Es handelt sich um Durchschnittsausgaben pro Schülerin und Schüler – also pro Kopf. Die Bundesländer sind unterschiedlich groß und damit auch die Anzahl der Schüler. Außerdem kommen noch wirtschaftliche und demografische Faktoren zum Tragen.

Bayern zum Beispiel kann aufgrund seiner florierenden Wirtschaft fleißig in die Digitalisierung des Bildungssystems investieren. Und das, obwohl es das flächengrößte Bundesland mit den zweitmeisten Einwohnerzahlen ist. Hinzu kommt, dass von den 9300 Euro pro Kopf 5900 Euro aus öffentlichen Geldern besteht. Damit sind 3400 Euro aus Privathand, wie Partnerschaften und Förderungen durch Unternehmen. Dies gilt für alle Länder, aber bei den Bayern ist der Zuschuss am höchsten. Dagegen ist das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen weniger gut aufgestellt.

Die Digitalisierungsausgaben lassen sich also nicht genau bestimmen, aber die Bildungsausgaben legen nahe, wie viel Geld in die digitale Aufrüstung fließt. Vor allem der laufende Sachaufwand ist ein Indikator für die Ausgaben, die in die digitale Aufrüstung fließen.

1.Platz: Hamburg

Der erste Platz geht mit großem Abstand an die Hansestadt Hamburg. Jedoch kommt Hamburgs laufender Sachaufwand nicht ohne Eigenheit: Die Schulbaumaßnahmen fließen ebenfalls ein. Betrachtet man jedoch die anderen Bundesländer und Stadtstaaten in der obigen Tabelle, merkt man schnell, dass Hamburg im Vergleich zu den Anderen immer noch mehr Geld für seine Schülerschaft ausgibt. 3000 Euro pro Schüler, wovon einiges in die digitale Aufrüstung fließen wird, sind nicht wenig! Ihre Gesamtausgaben liegen bei 10600 Euro für jede Schülerin und jeden Schüler. Platz Eins ist also wohlverdient.

2.Platz: Berlin

Dicht gefolgt vom Berliner. Die historische Metropole steckt ebenfalls viel Geld in die digitale Aufrüstung. Hier kommen knapp 2100 Euro Sachaufwand auf jede Schülerin und jeden Schüler. Auch wenn die Personalausgaben und die Gesamtausgaben höher als die der Hamburger sind, spielen die in diesem Ranking eine eher kleine Rolle. Im Grunde setzen sich Personalausgaben aus der Besoldung und der Pension zusammen. Wie viel davon in die Weiterbildung in der digitalen Lehre fließt, kann man hier nicht sagen. Dennoch lassen sich die Berliner mit 11300 Euro Gesamtausgaben pro Kopf einiges für die Bildung der Schülerschaft kosten!

3.Platz: Bremen

Auf dem dritten Platz sitzen die Bremer mit einem Sachaufwand von 1400 Euro pro Schülerin und Schüler. Als elftgrößte Stadt Deutschlands, scheut die Freie Hansestadt Bremen keine Kosten.

4.Platz: Bayern

Die Viertplatzierten kommen aus dem Süden! Es sind die Bayern! Als flächengrößtes Bundesland und mit der zweitgrößten Einwohnerzahl spielen die Bayern nicht nur in der Bundesliga ganz weit oben in der Tabelle. 1200 Euro Sachaufwand investiert der Freistaat in jede Schülerin und jeden Schüler. Und auch beim Ausbau der Schulen geben die Bayern Gas! 1200 Euro für Schulbaumaßnahmen kommen auf jeden Schüler. Angesicht der demografischen Eigenheiten des Bundeslandes eine beachtliche Leistung. Es wäre also wenig verwunderlich, wenn die Bayern die Digitalisierung ihres Bundeslandes vor den anderen Bundesländern fertigstellt.

5.Platz: Hessen

Das bevölkerungsmäßig fünftgrößte Land der Republik nimmt hier den fünften Platz ein. Es hat eines der am dichtesten besiedelten Regionen Deutschlands im Süden des Bundeslandes. Und eines der wirtschaftsstärksten. Nicht verwunderlich, dass Hessen 1100 Euro pro Schülerin und Schüler ausgibt.

6.Platz: Mecklenburg-Vorpommern

Direkt an der Ostsee im Norden Deutschlands befindet sich unser sechster Platz: Mecklenburg-Vorpommern. Das am dünnsten besiedelte Bundesland gibt 1100 Euro für die Ausstattung für jeden seiner Schülerinnen und Schüler aus. Warum nach Hessen? Die Gesamtausgaben Hessens sind insgesamt höher als die unseres jetzigen Kandidaten: Hessen gibt in ihren Gesamtausgaben 700 Euro mehr als Mecklenburg-Vorpommern aus.

7.Platz: Brandenburg

Das Kernland des ehemaligen Preußens und Ursprung der Mark. Brandenburg gibt für den Sachaufwand seiner Schülerschaft 1000 Euro pro Kopf aus. Seine Gesamtausgaben betragen 8300 Euro für jede Schülerin und jeden Schüler.

8.Platz: Saarland

Mit 1000 Euro Sachaufwand von einer Gesamtinvestition von 7700 Euro pro Kopf kommt das Saarland direkt nach Brandenburg. Das ehemalige Herzogtum Saarland ist das flächenkleinste Bundesland, aber es ist dennoch ein wirtschaftliches Powerhouse mit einer stark ausgebauten Infrastruktur.

9.Platz: Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein nimmt als von der Fläche her zweitkleinstes Land den neunten Platz ein. Wie das kleinste Bundesland Saarland geben die Friesen 1000 Euro pro Kopf für den Sachaufwand bei den Bildungsausgaben aus. Dabei betragen die Gesamtausgaben 7500 Euro für jede Schülerin und jeden Schüler.

10.Platz: Thüringen

Aus der Mitte der Republik tritt Thüringen auf den zehnten Platz. Von den insgesamt 8900 Euro, die sie pro Kopf in die Bildung stecken, fließen davon 900 Euro in den Sachaufwand. Scheinbar investieren sie mehr in das Personal.

11.Platz: Baden-Württemberg

Auch wenn die Süddeutschen aus Baden-Württemberg hier nur den elften Platz belegen, glänzen sie auch anderweitig. Von der Fläche her sind sie das drittgrößte Bundesland. Sie haben die zweitniedrigste Arbeitslosenquote und sind Bundesexport-Meister. Mit einem Sachaufwand von 900 Euro von insgesamt 8200 Euro für jede Schülerin und jeden Schüler, investieren sie einiges in die Bildung.

12.Platz: Sachsen

Mit Gesamtausgaben von 8100 Euro pro Kopf erkämpfen sich die Ostdeutschen aus Sachsen den zwölften Platz. Davon investieren sie jährlich 900 Euro in den Sachaufwand für jede Schülerin und jeden Schüler.

13.Platz: Nordrhein-Westfalen

Das bevölkerungsreichste Bundesland der Republik investiert insgesamt 7200 Euro jährlich in jedes seiner Schülerinnen und Schüler. Davon fließen 900 Euro Sachaufwand in die Ausstattung der Schulen. Unser Dreizehntplatzierter gilt als eines der größten Ballungsgebiete weltweit. Dementsprechend ist es durchaus eine ansehnliche Leistung, die die Heimat des Kölsch bei der Digitalisierung ihres Bildungssystems erbringt.

14.Platz: Sachsen-Anhalt

Auf dem vierzehnten Platz hat Sachsen-Anhalt Fuß gefasst. Mit fünf UNESCO-Welterbestätten und weiteren historischen Bauwerken, wie Burgen, Schlösser und Kirchen, ist dieses Land ein Tourismusmagnet.  Eine jährliche Gesamtinvestition von 7600 Euro kommen auf jede Schülerin und jeden Schüler. Davon fließen 800 Euro in den Sachaufwand.

15.Platz: Niedersachsen

Flächenmäßig kommt Niedersachsen direkt hinter den Bayern und bevölkerungsmäßig vor Hessen. Aber bei den Ausgaben bei der Bildung und ihrer Digitalisierung kommen die Norddeutschen nur auf den fünfzehnten Platz. Von den Gesamtausgaben von insgesamt 7700 Euro pro Schüler geben sie nur 700 Euro für den Sachaufwand her.

16.Platz: Rheinland-Pfalz

Auf den letzten Platz kommt Rheinland-Pfalz. Saarlands direkter Nachbar hat viele gut erhaltenen Schlösser und Burgen aus dem Mittelalter. Von der Bevölkerungszahl her ist es das viertgrößte Bundesland. Jährlich investieren sie insgesamt 7600 Euro für jede Schülerin und Schüler. 700 davon fließen in den Sachaufwand, welcher hier als Indikator für die Digitalisierungsausgaben dient.

Die Digitalisierung und ihre Anforderungen

Das deutsche Bildungssystem hat nach wie vor einen weiten Weg bei der Digitalisierung vor sich. Für die einzelnen Bundesländer ist sie eine Herausforderung. Von den unterschiedlichen Vorstellungen, wie die Bildung der nächsten Generation auszusehen hat, kommen noch viele weitere Faktoren ins Spiel. Stadtstaaten wie Berlin, Bremen und Hamburg haben aufgrund der vergleichsweisen geringeren Einwohnerzahlen weniger Probleme als andere Bundesländer.

Außerdem muss man sich vor Augen führen, dass die Digitalisierung unseres Bildungssystems nicht durch das Anschaffen neuer Geräte getan ist. Eine Schule wird dann erst den modernen Standards gerecht, wenn folgende Punkte erfüllt werden: Sie muss über entsprechende Leitungen verfügen, damit sie überhaupt erst die technischen Geräte im breiten Umfang erst nutzen kann. Dann braucht es natürlich einen vernünftigen Internetanschluss.

Aber ohne technisch versierte Lehrerinnen und Lehrer setzen viele Neuanschaffungen bloß Staub an. Der Digitalpakt sieht vor, dass Schulen einen anständigen Plan und digitale Lehrformate vorweisen muss. Aber es ist auch eine pädagogische Frage. Schülerinnen und Schüler sollten auch der verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Geräten vermittelt werden. Diese bekommen die Kids von heute bereits in jungen Jahren, weshalb dies zu eines der wichtigsten Aufgaben der Lehrkräfte gehören wird. Dann dürfen wir auch die technischen Hilfskräfte nicht unerwähnt lassen, die die Technik warten und reparieren.

Digitalsierungsausgaben pro Schüler

Tabelle: Jährliche Ausgaben pro Kopf im Jahre 2019 (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Aber wofür werden denn bitte diese staatlichen Gelder, welche natürlich aus unseren Steuern bestehen, denn ausgegeben? Der Bericht des Statistischen Bundesamtes (Publikationen / Ausgaben je Schülerin und Schüler / 2019) gibt Aufschluss darüber (Siehe Tabelle).

Personalausgaben

Ja, ohne die Lehrerinnen und Lehrer geht es wahrlich nicht. Jeden Schultag steht eine Lehrkraft vor mehreren Schülern und bringt ihnen den zu behandelnden Schulstoff bei. Aber auch jene, die nicht als Lehrkraft an den öffentlichen Schulen tätig sind, tragen zum Schulalltag bei. Sei es das Schulsekretariat, die Schulpsychologen, die Hausmeister oder z. B. die netten Damen in der Schulkantine. Der Großteil der Ausgaben fließt in die Gehälter jener, die den Schulalltag mitgestalten! Es fallen auch Kosten wie Weiterbildung an, die notwendig sind, um die Lehrkräfte in Umgang mit diversen Medien zu Schulen.

Sachaufwand

Tische, Stühle, Fächer aber auch technische Gerätschaften. Denn die Digitalisierung Deutschlands, so langsam sie auch vonstattengeht, findet vor allem im Klassenzimmer statt. So werden immer mehr staatliche Gelder für Computer, White-Boards und Computer-Programme ausgegeben. Damit sollen die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit diverser Hard- und Software lernen. Später im Beruf wird der Umgang mit dem Computer oft vorausgesetzt.

Schulbaumaßnahmen

Schulgebäude müssen gebaut, erweitert und instandgehalten werden. Oder braucht es ein neues Klettergerüst auf den Schulhof? Manchmal sogar eine Turnhalle und einen Sportplatz. Gründe für Baumaßnahmen an Schulen gibt es viele und nicht zuletzt durch die Digitalisierung, die Installation weiterer Kabelleitungen in die Wände der Schule notwendig machen. Aber auch der Ausbau von Internetanschlüssen spielt in dieser Rubrik mit ein.