Home-Office spart deutschen Arbeitnehmern insgesamt bis zu 4.160.000 Millionen Stunden pro Tag
Der weit verbreitete Wechsel zum Home-Office ist zwar nicht ohne Herausforderungen, bietet aber auch einen großen Silberstreif am Horizont: Für viele von uns gehört das Pendeln nun der Vergangenheit an. Allein in Deutschland hat der Wegfall des täglichen Pendelns den Arbeitnehmern rund 4.160.000 Millionen Stunden täglich erspart – das entspricht einer Zeitersparnis von mehr als 520.000 vollen Arbeitstagen! Diese Zahlen legen nahe, dass das Arbeiten aus der Ferne ein “deus ex machina” sein könnte, um eine unserer wertvollsten und begrenztesten Ressourcen zurückzuerobern: Zeit.
Von zu Hause aus arbeiten oder am Arbeitsplatz wohnen?
Ohne ein Büro, zu dem man pendeln muss, wird die Grenze zwischen Arbeit und Zuhause fließend. Obwohl Untersuchungen zeigen, dass Menschen ihren Arbeitsweg als einen der stressigsten und unerwünschtesten Teile des Tages einstufen, verursacht es auch Probleme, wenn man überhaupt nicht pendelt.
In einer Reihe von Studien wurde herausgefunden, dass das Unterwegssein den Menschen helfen kann, zwischen Zuhause und der Arbeit zu wechseln. Zudem haben Menschen ohne Pendelaufwand Schwierigkeiten, ihr Arbeits- und Privatleben zu trennen. Anstatt den Computer auszuschalten und in einem überfüllten Zug um 18 Uhr nach Hause zu fahren, arbeiten viele Menschen länger als je zuvor. Und „nur noch eine E-Mail“ macht zwei zusätzliche Stunden aus, die sie über dem Laptop kauern. Diese zusätzliche Arbeitszeit ist nicht immer gut investiert.
Hinzu kommt, dass während der Pandemie viel Zeit mit Meetings (meist virtuell) und sogenanntem “Agenda-Setting” verbracht wird. Man könnte also von einer immerwährenden Gefahr ausgehen, dass die geschaffenen Kapazitäten durch unkreative Maßnahmen und weniger produktive Arbeit verbrannt werden.
Zeit sparen oder Zeit vergeuden?
Wenn die Menschen es schaffen, freie Zeit zu gewinnen, wird diese oft nicht sinnvoll genutzt: Umfragen ergaben, dass Aktivitäten, die wir als „passive Freizeit“ bezeichnen – wie z. B. Fernsehen – dramatisch zunahmen, während „aktive Freizeitaktivitäten“ wie ehrenamtliche Tätigkeiten oder soziale Kontakte seltener wurden.
Während ein bisschen passive Freizeit eine gesunde Art der Entspannung ist, deuten Untersuchungen darauf hin, dass sie viel weniger wahrscheinlich das Glück fördert als aktive Freizeit.
Zugegeben, die Pandemie hat viele aktive Freizeitaktivitäten zu einer Herausforderung gemacht. Aber wir haben viele kreative Wege gesehen, aktive Freizeit zu betreiben und dabei die Richtlinien der sozialen Distanzierung zu befolgen, wie z. B. Zoom-Spieleabende und Happy Hours, clevere, sozial distanzierte Sportarten und virtuelle Freiwilligenarbeit.
In einer Zeit der globalen Krise ist es gesund, der Entspannung den Vorrang zu geben. Zudem stellt es eine natürliche Bemühung dar, die Produktivität bei der Arbeit zu maximieren. Aber was können wir tun, wenn wir zur Halbnormalität zurückkehren, um sicherzustellen, dass wir unsere Zeitersparnis für sinnvolle Aktivitäten nutzen, die uns wirklich glücklich machen?
6 Strategien zum Sparen und Nutzen von Zeit
Finden Sie hier Strategien, auch wenn sie noch so klein sind, die Ihnen bei der sinnigen und zeitsparenden Strukturierung Ihres Arbeitstages helfen können. Denke Sie vor allem immer daran, die gewonnen Arbeitsstunden in aktive Freizeitgestaltung zu investieren.
Strategie 1: Gestalten Sie Ihr individuelles Pendeln
Für viele von uns war das Pendeln der Zeitpunkt, an dem wir in den „Arbeitsmodus“ übergingen. Aber dieser Übergang muss nicht durch einen physischen Arbeitsweg erfolgen. Wenn sie also im Home-Office arbeiten, benötigen Sie einen sogenannten Pendelersatz, um in den Arbeitsmodus zu wechseln (Damit meinen wir nicht, dass Sie buchstäblich so tun, als würden Sie in der U-Bahn sitzen, wie es einige Londoner tun).
Eine kürzlich durchgeführte Studie hat ergeben, dass die glücklichsten Pendler diejenigen sind, die ihren Arbeitsweg zur Planung des Arbeitstages nutzen. Beginnen Sie also Ihren Home-Office-Tag gleichartig. Das könnte folgendermaßen aussehen:
– Spaziergang
– Kaffee genießen ohne Laptop
– Joggen
– Brötchen beim Bäcker holen
Vor allem das Spazierengehen ist eine Form der aktiven Freizeitgestaltung, die bekanntermaßen Stress abbaut. Daher ist es eine gute Idee, einen bewussten Spaziergang in den Morgen einzubauen und sich währenddessen mental auf die Arbeit vorzubereiten und in den genannten Arbeitsmodus zu wechseln.
Strategie 2: Gönnen Sie sich einen Feierabend
Der Feierabend markiert den Moment, an dem die Arbeit für den Tag niedergelegt wird – nicht selten begleitet von einem zünftigen deutschen Bier. Ob Sie den Tag mit einem Getränk, einem Snack, einer Runde Laufen oder einem Anruf bei einem Freund beenden, kommt auf Ihre Vorlieben an. Finden Sie ein Ritual, welches das Ende Ihres Arbeitstages markiert und Ihnen etwas gibt, auf das Sie sich freuen können. Diese täglichen Routinen helfen Ihnen, das zu würdigen, was Sie während des Tages erreicht haben (anstatt sich auf das zu konzentrieren, was noch zu tun ist).
Sie werden dadurch nicht nur Zeit sparen, sondern auch in Ihre Work-Life-Balance investieren. Setzt man sich keinen fixen Schlusspunkt, läuft man Gefahr, Zeitkapazitäten unproduktiv zu verplempern. Das gilt für Arbeitszeit ebenso wie für Freizeit.
Strategie 3: Fokussieren Sie Ihr Arbeitspensum auf eine tägliche „Gewinnschwelle“
Wenn Ihre To-do-Liste so ist wie die vieler anderer Arbeitnehmer, ist sie fast immer zu lang. Um zu vermeiden, dass Sie in der Arbeit ertrinken, sollten Sie für jeden Tag eine „Gewinnschwelle“ festlegen. Sozusagen ein fixes Pensum, das Sie definitiv erreichen müssen. Doch setzen Sie hier möglichst nicht zu hoch an! Angesichts der ständigen Unterbrechungen durch E-Mails und Messaging-Plattformen ist es eine echte Leistung, sich auf Ihre oberste Priorität zu konzentrieren. Und wenn Sie Ihre „Gewinnschwelle“ erreichen, werden die daraus resultierende Erfolgserlebnisse wahrscheinlich einen signifikanten Einfluss auf Ihr Glück haben und in Zeitersparnis münden.
Strategie 4: Tragen Sie „proaktive Zeit“ in Ihren Kalender ein
Schützen Sie Ihren Kalender vor nicht enden wollenden Zoom-Meetings, indem Sie für „Pro-Zeit“ oder wichtige Arbeitstermine blockieren. Das Einplanen eines täglichen Pro-Time-Blocks, in welchem alle Ablenkungen ausgeschaltet werden und sich auf bestimmte Aufgaben konzentriert wird, hilft den Mitarbeitern sich effektiver und weniger überfordert zu fühlen. Proaktive Zeit kann verhindern, dass Sie sich nur auf die nächste Deadline konzentrieren und sich mit weniger bedeutsamen Arbeiten verzetteln, wodurch sich Ihre Tage produktiver und weniger stressig anfühlen.
Strategie 5: Gewinnen Sie das “Soziale” in der “Sozialen Distanzierung” zurück
Die bisher genannten Strategien können Ihnen helfen, etwas von Ihrer Zeit zurückzugewinnen. Aber mehr Zeit an und für sich ist bedeutungslos – es kommt darauf an, was Sie mit ihr machen. Nutzen Sie Ihre neu gewonnene freie Zeit, um sich mit anderen Menschen zu verbinden? Um mit dem Sport anzufangen oder sich ehrenamtlich zu engagieren? Genauso wie Sie während des Arbeitstages Zeit für sich selbst einplanen, empfehlen wir Ihnen, nach der Arbeit aktive Freizeitaktivitäten einzuplanen.
Das muss keine große Verpflichtung sein. Untersuchungen zeigen, dass kurze informelle soziale Interaktionen (ob persönlich oder digital) sowie nur 10 oder 20 Minuten aktive Freizeitgestaltung das Wohlbefinden steigern. Dabei geht es nicht darum, sich jeden Tag zwei Stunden Zeit für soziale Kontakte zu nehmen, sondern eher darum, sich 20 Minuten mit einem Freund zu treffen oder einen Spaziergang zu machen.
Sie können die aktive Freizeit sogar maximieren, indem Sie die soziale Zeit mit anderen Aktivitäten kombinieren, z. B. indem Sie gemeinsam mit einem Freund Sport treiben. Auf diese Weise können Sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen; und wenn Sie andere in Ihre Ziele einbeziehen, fällt es Ihnen leichter, diese auch einzuhalten.
Strategie 6: Führen Sie Experimente zum Zeitmanagement durch
Heute sind wir allesamt Teil eines großen Experiments, wie wir unsere Zeit nutzen. Aber auch nach der Aufhebung der pandemischen Einschränkungen ist es eine gute Idee, immer wieder neue Zeitmanagement-Schemata auszuprobieren, um zu sehen, was für Sie am besten funktioniert.
Experimentieren Sie damit, Ihre Tage und Wochen auf verschiedene Arten zu strukturieren, um zu sehen, was sich für Sie am besten anfühlt, während der Pandemie und darüber hinaus.
Fazit
In Deutschland und auf der ganzen Welt könnten durch die Umstellung auf Home-Office eine Vielzahl von Stunden eingespart werden – aber es liegt an uns, diese Zeit gut zu nutzen. Jetzt ist es an der Zeit, durchdachte Entscheidungen darüber zu treffen, wie wir die Arbeit umgestalten. Dadurch werden wir vielleicht mehr davon bekommen, wonach wir uns alle am meisten sehnen: Zeit.